Viele Jahre habe ich an Hochschulen verbracht, jeden Winkel dieses Instrumentes und seiner Literatur studiert, Köln und Amsterdam. Lehrern zugehört, gefragt geantwortet. Dinge aufgesammelt: von Günther Höller die Selbstbescheidenheit des Handwerkers, von Jeanette van Wingerden die Erkenntnis, dass es um innere Botschaften geht, von Walter van Hauwe die analytische Kraft und die Möglichkeit des Irrsinns, von Marijke Miessen Fluch und Segen technischer Perfektion.
Später habe ich mit manch Großen gespielt und aufgenommen und tue das ab und an immer noch. Musica antiqua Köln und Reinhard Goebel, Cantus Cölln und Konrad Junghänel, Musica alta ripa Hannover. Meine eigenen Ensembles gegründet und Auftritte organisiert. Immer ist mir das Spielen spannend, bereichernd, erfüllend.
Auch unterrichtet habe ich zeitweilig eine Menge, in allen Facetten. Zur Zeit tue ich es an der Musikhochschule Leipzig. Zu meinen Erfahrungen gehören Meisterkurse in Warschau, Fortbildungen für Musikschullehrer und Musikschulunterricht. Ich hoffe darin anderen Wege zu eröffnen, Wege zu sich selbst oder Wege in den Klang, was, so vermute ich, kein wirklicher Unterschied ist.
Eine Schicht darunter hatte ich immer ein lebendiges Bedürfnis, beruflich vielseitig zu sein, andere Seiten meines Ichs zu leben. Vielleicht wegen all der Beschränkungen die diesem Instrument eingeschrieben sind, vielleicht auch weil ich nicht mit allzuviel Selbstzufriedenheit gesegnet bin. Andere Wege gehe ich deshalb. Viele, große, weite Wege, die auf den ersten Blick entlegen sind, fast wie Umwege erscheinen. Gastronomie, Politik.
Und doch bleibt immer diese Sehnsucht nach meinem Klang. Vielleicht verleitet sie mich dazu, immer wieder zurückzukehren und zu spielen oder über mein Instrument zu erzählen. Oft, wenn es glückt, ist es wie nach Hause kommen an einen vertrauten Ort.